Als junger Soldat schießt er sich den Zeigefinger der linken Hand ab. Er will raus aus dem Krieg und Clown werden, und er mausert sich zum populärsten Kabarettisten im Nachkriegs-Deutschland. In den 68ern verwandelt er sich zum Kommunisten, dann wandelt er sich zum meditierenden Haschrebellen, den heute im Internet 150.000 Einträge zitieren. Der Querkopf zieht uns in seinen Bann: Er erzählt, dichtet, singt und schreit über sich und über seine Wandlungen. Neuss spaltet die Nation und die Menschen, die ihm begegnen.
Am 2. Mai 1989, drei Tage vor seinem Tod, ruft Neuss den Filmemacher Rüdiger Daniel in seine Wohnung in die Lohmeyerstraße in Berlin-Charlottenburg. Er will sprechen und hinterlässt Daniel seinen finalen Monolog. Das vorliegende “Selbstporträt” basiert auf diesen zum Teil unveröffentlichten letzten Aufnahmen. Dazu gesellen sich Zeitzeugen, die das erste Mal vor der Kamera von ihrem Leben mit Wolfgang Neuss erzählen: seine Schwester Eva, seine Geliebte Gisela Groenewold und sein “Sympathisant” Richard von Weizsäcker. Außerdem erinnern sich sein Anwalt, sein Biograf und seine beiden Masseure an das “Ungeheuer von Loch Neuss”, wie sich Neuss selbstironisch bezeichnete.
Das Neuss Testament
Regie: Rüdiger Daniel – Kamera: Jörg Jeshel, Claus Judeich – Schnitt: Vera Bogdahn – Dokumentarfilm – Mitwirkende: Wolfgang Neuss, Gisela Groenewold u.a. – D 2008 – 72 min.
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